Salih hat Glück beim Neustart wir berichten aus Blankenfelde!

(27. Dezember 2016) - Vor mir sitzt ein etwas schüchtern wirkender junger Mann mit offenem Gesicht und freundlichem Lächeln. Er entschuldigt sich eingangs für sein Deutsch und für seine Schüchternheit. Auf meine Fragen kann er ganz gut antworten, manches muss ich wiederholen oder anders formulieren, aber im Großen und Ganzen ist eine Verständigung erstaunlicherweise ziemlich problemlos. Frau Thie blickt stolz auf die erfolgreiche Eingliederung ihres bereits zweiten syrischen "Sprösslings".

"der artikulator": Wie kamen die Praktikanten auf Sie zu, Frau Thie?

Dörte Thie: Eine Betreuerin der Geflüchteten kam direkt auf unser Labor zu. Salih ist bereits unser zweiter Praktikant aus Syrien. Über 3 Monate hat Salih bereits bei uns ein Praktikum absolviert. Ich erzähle Ihnen kurz etwas über ihn persönlich. Salih ist 21 Jahre alt, ist seit einem Jahr in Deutschland. Er ist mit einem seiner Brüder, insgesamt hat er 12 Geschwister, nach Deutschland geflohen. Sein Bruder wohnt jetzt in Stuttgart. Salih hatte in Syrien bereits jahrelang in einer Zahnarztpraxis gejobbt, als Aushilfe für zahlreiche Tätigkeiten. Durch diese Arbeit dort hatte er einen Bezug zur Zahntechnik und damit eine Idee für seine Zukunft.

"der artikulator": Salih, wie geht es Dir hier in Deutschland? Wo kommst Du her?

Salih: Gut! Ich komme aus Al-Bakuram, das liegt sehr weit vom Meer entfernt im Osten Syriens.

"der artikulator": Wie kommt es, dass Du Dich für Zahntechnik begeisterst?

Salih: Zahntechnik ist mein Hobby. In Syrien habe ich bei einem Zahnarzt gearbeitet und auch im Dentallabor einige Wochen mitgeholfen. In Syrien ist die Zahntechnik wie hier gut ausgebildet. Ich weiß auch nicht, mir gefällt diese Arbeit einfach sehr sehr gut. Jetzt arbeite ich weiter an meiner Sprachfähigkeit. Ich habe schon das Level B1, jetzt besuche ich den B2 Kurs, 6 Std. täglich. Ich komme früh ins Labor für 3,5 Stunden und muss dann mittags nach Berlin zum Sprachkurs.

Dörte Thie Salih macht jetzt bei uns zur Überbrückung dieser Zeit eine Einstiegsqualifizierung und kann dann mit Erreichen des Sprachlevels B2 bei uns seine Ausbildung beginnen. Wir freuen uns schon auf ihn! Es ist eine Freude, die Begeisterung bei Salih zu spüren. Auch meine Mitarbeiter geben sich große Mühe, ihn zu unterstützen. So hat sich Salih ein Notizheft angelegt und lernt auch bei uns mit den Kollegen immer wieder mal zwischendurch deutsch und wissenswertes. Auch sein Handy als mobiles Nachschlagewerk ist für ihn Gold wert!

Salih: In Syrien habe ich auch etwas Englisch und Französisch gelernt. Zum Glück konnte ich bereits auch die lateinischen Schriftzeichen. Im Syrischen verwenden wir nur einen Artikel, hier gibt es drei. Jetzt im Level B2 geht es intensiv um Grammatik.
Ich bin sehr froh, hier sein zu dürfen. Ich wohne jetzt schon mit einem anderen Syrer hier in Blankenfelde in einer eigenen Wohnung und bin sehr froh, dass ich eine Aufgabe habe. Sowohl die Arbeit als auch die Sprachschule. Am Wochenende ist mir manchmal langweilig. Ich habe keine deutschen Freunde, aber ich gehe manchmal Fußball spielen in Dahlewitz. Es wäre noch besser für mich, wenn ich mehr Deutsch sprechen könnte. Ich habe ein Fahrrad und eine BVG Karte.

"der artikulator": Wie geht es bei Dir weiter?
Salih: Ich möchte unbedingt hier eine Ausbildung machen. Mein jetziger Wunsch ist, später in Syrien beim Wiederaufbau zu helfen. Manche meiner Landsleute wollen auch gerne für immer hier zu bleiben.

"der artikulator": Hast Du Kontakt nach Syrien?
Salih: Nur manchmal. Telefonieren kann man nicht. Es geht nur über das Internet und das funktioniert oft nicht. Jetzt liegt meine letzte Verbindung nach Syrien schon mehrere Wochen zurück. Meine Eltern sind mit meinen anderen 11 Geschwistern noch in Syrien. Dort lebten 200.000 Menschen, jetzt sind es noch ca. 50.000. Seit dem Krieg werden dort junge erwachsene Männer direkt von der Armee abgeholt und zum Kriegsdienst verschleppt und verpflichtet.

"der artikulator": Wie sind die behördlichen Hürden für Sie als Unternehmerin Frau Thie, einen syrischen Praktikanten aufzunehmen?

Dörte Thie Es geht eigentlich. Sicher, am Anfang bedeutet es etwas Schreibarbeit, aber die zuständigen Behörden und Institutionen sind sehr kooperativ und da Salih bereits Bleiberecht hat, gibt es kaum Probleme. Für die Eingangsqualifizierung erhält Salih einen Lohn von 360,-. Sogar das bekomme ich erstattet. Beginnt er die Ausbildung, erhält er das normale Lehrlingsentgelt. Entgegen allen Erwartungen sind die administrativen Hürden wirklich überschaubar und leicht zu nehmen.

Ich muss sagen, die Begeisterung und die Motivation, die ich bei den jungen Männern sehe, freut mich wirklich sehr und es gibt mir ein gutes Gefühl, Menschen, die wirklich wollen, bei Ihrem Weg hilfreich zu unterstützen. Ich kann es jedem nur empfehlen sich zu engagieren. Erstens brauchen wir Fachkräfte und zweitens begegnet einem viel Dankbarkeit bei den jungen Menschen, die neu sind in unserem Land.
Frau Thie mit ihrem Schützling Salih; kleine Karte links: Al-Bakuram, im Osten von Syrien an der Grenze zum Irak. Salih schreibt für uns in arabischer Schrift: "Zahntechnik - Ich mag den Beruf sehr!"

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