Ausbildungswege in Europa:
Wie man außerhalb Deutschlands zum Zahntechniker wird
Island und seine Zahntechniker-Ausbildung

(26. Juni 2017) - Im fernen Norden, nur ein kleines Stück südlich des Polarkreises, liegt Island eine Insel, die vor allem aufgrund ihrer atemberaubenden Natur fasziniert. Schier unendliche Heiden, naturbelassene Flüsse, die in tosenden Wasserfällen münden, Schluchten und Täler und zahlreiche majestätische Vulkane prägen das Landschaftsbild der Insel. Vor allem während der Wintermonate sind die Chancen hoch, dass man auf Island die berühmten Polarlichter sehen kann. Ohne Frage lädt diese Insel zum Träumen ein sie bietet den perfekten Schauplatz für Sagen und Legenden rund um Trolle, Elfen, Kobolde und andere mystische Wesen. Neben all diesen fantastischen Gestalten bewohnt eine weitere sagenumwobene Spezies den Inselstaat: die Zahntechniker. Gemeinsam werfen wir nun einen Blick darauf, wie man Zahntechniker in Island wird.
Ab dem Alter von zwei Jahren kann der isländische Nachwuchs einen Kindergarten besuchen; jedoch ist auch das Tagesmuttersystem weit verbreitet. Der Grund hierfür ist vermutlich, dass es nicht überall Kindergärten gibt, denn die Bevölkerungsdichte der Insel ist gering - zurzeit leben dort 338.450 Menschen, knapp die Hälfte davon in der Hauptstadt Reykjavik. Rechnerisch gesehen wohnen auf Island also etwa 3 Menschen/km2.

Wie auch hierzulande starten die isländischen Kinder im Alter von sechs Jahren ihre schulische Laufbahn mit dem Besuch der Grundschule, der sogenannten "Grunnskoli". Im Gegensatz zum deutschen Schulsystem, in dem man die Grundschule entweder nach der vierten oder sechsten Klasse beendet, bleiben isländische Kinder 10 Jahre lang auf der Grunnskoli. Auf sprachliche Kenntnisse wird in Island viel Wert gelegt: Englisch lernen die Kinder ab der dritten Klasse und Dänisch ab der sechsten. Nach der Grunnskoli schließt der vierjährige Besuch der sogenannten "Menntaskoli" an; dort können weitere Fremdsprachen gewählt werden. Der Abschluss nach der Menntaskoli, der "Studentsprof", ist mit unserem Abitur vergleichbar. Entscheidet sich ein Schüler, bereits nach der Grunnskoli mit 16 Jahren die Schule zu verlassen, hat er keinen besonderen Schulabschluss. In der Regel passiert das aber selten, die meisten entscheiden sich dafür, den "Studentsprof" zu absolvieren.
Möchte ein Schüler das Zahntechniker-Handwerk erlernen, so ist dieser Abschluss die Grundvoraussetzung. In Island muss man sich an der Uni bewerben; jährlich gibt es etwa 20 Anwärter auf dieses Fach. Innerhalb der ersten sechs Monate reduziert sich die Zahl der Studenten. Dies geschieht entweder durch freiwillige Abbrüche oder Aussieben mittels hoher Anforderungen. Auch ein Numerus Clausus regelt das Weiterkommen. Letztendlich ist der Weg für fünf Studenten zur Ausbildung zum Zahntechniker frei, an dessen Ende ein Bachelorabschluss steht. In den ersten zwei Jahren läuft die Ausbildung ausschließlich universitär ab. Die Studenten haben täglich Unterricht von 8:00 bis 15:30 Uhr, der stark schulisch geprägt ist. In den ersten Semestern wird auch aufgrund der wenigen Studenten semesterübergreifend gelehrt, das heißt, dass mehrere Jahrgänge in einem Raum zusammenarbeiten. Der Professor kümmert sich hier in erster Linie um die Anfänger, hat aber auch ein Auge auf die Fortgeschrittenen. Zu Beginn des dritten Lehrjahres, also im fünften Semester, müssen die Studierenden ein Praktikum absolvieren. 13 Wochen lang muss an vier Tagen die Woche für jeweils sieben Stunden in einem Betrieb gearbeitet werden. Am fünften Tag müssen Online-Kurse der Uni besucht und gelernt werden. Besteht der Wunsch, das Praktikum im Ausland zu absolvieren, so kann eine finanzielle Förderung durch das Erasmus-Programm ermöglicht werden. Im sechsten und letzten Semester muss die Bachelorarbeit zu einem frei gewählten, fachlich passenden Thema geschrieben werden; eine Abschlussprüfung, wie unsere Gesellenprüfung gibt es nicht. Besteht ein Student nicht, so werden die Defizite innerhalb kürzester Zeit aufgeholt, sodass die Durchfallquote nahezu bei 0 liegt. Die Notenvergabe in Island erfolgt auf einer Skala von 10-1. 10 bedeutet sehr gut, 1 ist schlecht. Um an der Uni einen Abschluss zu erreichen, ist mindestens die Note 5 erforderlich.

Die beruflichen Perspektiven sind so überschaubar wie die Anwohnerzahl der Insel. Leider ist es so, dass von durchschnittlich 5 Abgängern lediglich 1-2 Absolventen einen Arbeitsplatz erwarten dürfen. In Island gibt es derzeit etwa 80 tätige Zahntechniker. Es ist durchaus üblich und verbreitet, dass allein von zu Hause aus gearbeitet wird. Oftmals werden Angestellte auch anhand der Arbeiten, die sie fertigen, bezahlt. Insgesamt gibt es derzeit etwa 30 Dentallabore auf der Insel.

Der Verdienst der Zahntechniker in Island ist als akzeptabel zu beschreiben. Konkrete Zahlen liegen uns leider nicht vor, jedoch hat der Beruf und dessen finanzielle Stellung einen besseren Stand als hierzulande.

Auskunft zur Zahntechnik In Island gaben uns zwei Zahntechnik Studentinnen aus Reykjavik, die im letzten Jahr ihr erforderliches Praktikum bei Ketterling Zahntechnik verbrachten. Ein großes Dankeschön an Borghildur Adalsteindóttir (s.Bild rechts) aus Reykjavik, und Rakel"Astra Sigurbergsdóttir aus Siglufjördur (s. Bild links)!

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